In der Herzogstadt Celle endet am 19. November 2022 eine Ära im niedersächsischen Sport. Wolf-Rüdiger Umbach legt nach 26 Jahren sein Amt als Präsident des Landessportbundes Niedersachsen (LSB) nieder. Für den 77 Jahre alten Professor für Mathematik und ehemaligen Fußball-Schiedsrichter schließt sich in der Congress Union Celle ein großer Kreis. Fast auf den Tag genau vor 26 Jahren, am 16. November 1996, war er am selben Ort in der gleichen Stadt zum neuen LSB-Präsidenten  gewählt worden. Der derzeit dienstälteste LSB-Chef in Deutschland,  der viele Jahre als Präsident der Ostfalia-Hochschule in Wolfenbüttel wirkte, trat damals die Nachfolge des Celler Zahnarztes Günther Volker an.

80 Bundesliga-Spiele geleitet
Umbach war vor 26 Jahren zwar schon  LSB-Vizepräsident, doch den meisten Delegierten kannten ihn hauptsächlich als  Fußball-Schiedsrichte.. Der vielseitige Sportfunktionär aus Königslutter, der in Kassel und Wolfenbüttel aufwuchs und als Aktiver für den WSV Wolfenbüttel, Eintracht Braunschweig, SV Rottorf sowie für BFC Buffalo Sauers in den USA kickte, wechselte 1969 die Seiten. Auch, weil ihm die vielen ungeahndeten Fouls auf dem Platz ärgerten, schloss er sich der Schiedsrichter-Gilde an.
Mit viel Fleiß, Akribie und Ehrgeiz durchlief er beim DFB alle Stationen der Schiedsrichter-Ausbildung. Das Resultat kann sich sehen lassen. Zwischen 1969 und 1991 leitete Umbach mehr als 1000 Spiele in diversen Ligen, unter anderem auch in der DDR-Oberliga. In der DFB-Statistik sind 80 Bundesliga-Partien für den Unparteiischen Umbach verzeichnet. Wegen seines offenen Umgangs wurde der Unparteiische von den Medienvertretern geschätzt.

„Sie glauben nicht, was für Typen beim Fußball herumlaufen. Ich musste zweimal unter Polizeischutz vom Platz geführt werden, in Münster und in Wolfenbüttel“, erzählte er einmal über seine Erlebnisse auf dem Platz. Zu den denkwürdigen Vorfällen gehört auch der Wurf eines gelben Feuerzeugs, das den Referee im Oktober 1990 beim Spiel Kaiserslautern – Wattenscheid am Kopf traf. Umbach stürzte benommen zu Boden, führte aber noch einer kurzen Pause die Partie bis zum Ende weiter.

LSB als moderner Dienstleister
Als LSB-Präsident konzentrierte sich Umbach darauf, die damals rund 2,7 Millionen Mitglieder zählende Organisation in einen „modernen Dienstleister für unsere Vereine“ zu verwandeln. Erfahrungen als Funktionär hatte er zuvor als Jugendleiter im SV Rottorf 48, als Verbandslehrwart im Niedersächsischen Fußballverband und als Vorsitzender im Kreissportbund Helmstadt gesammelt. Bereits in den ersten Jahren seiner Amtszeit wurde unter anderem die Akademie des Sports in Hannover gebaut, das Internat für den Olympiastützpunkt Niedersachsen eröffnet sowie ein neues Gesetz über das Lotterie- und Wettwesen verabschiedet. Die Mitgliederzahl stieg 2001 auf 2,86 Millionen.

Sportführer-Duo Umbach/Rawe
Bei allen Maßnahmen, Projekten, Aktionen oder Konzepten, die Umbach auf den Weg brachte, arbeitete er stets mit seinem langjährigen Weggefährten Reinhard Rawe zusammen, Anfangs als LSB-Direktor, seit 2014 als hauptamtlicher LSB-Vorstandsvorsitzender, bildete Rawe mit Umbach ein gut funktionierendes Sportführer-Duo für Niedersachsen..„Bei einem Haushalt von rund 60 Millionen Euro können das Ehrenamtliche nicht mehr stemmen“, erläuterte der ehrenamtliche LSB-Präsident Umbach die veränderte Führungs- und Gremienstruktur.
In den vergangenen fünf Jahren lief es für das Duo Umbach/Rawe nicht immer nach Wunsch. An der Basis rumorte es, bei den Präsidiumswahlen 2018 in Osnabrück gab es einigen Überraschungen. Die Corona-Pandemie verursachte einem Mitgliederrückgang, mehrere niedersächsische Großvereine waren zudem mit dem Krisenmanagement der LSB-Führung nicht zufrieden.

Zwei Kandidaten in Celle
Mit dem Abpfiff für Umbach, der große Chancen hat, für seine Verdienste zum LSB-Ehrenpräsidenten ernannt zu werden, warten deshalb auf seinen Nachfolger oder seine Nachfolgerin knifflige Aufgaben. So muss zum  Beispiel die Strategie 2030 auf den Weg gebracht werden. Zwei Kandidaten stehen zur Wahl. Das LSB-Präsidium hat den bisherigen Vizepräsidenten Andre Kwiatkowski (Walsrode) als neuen LSB-Chef vorgeschlagen, der Regionssportbund Hannover schickt Dagmar Ernst (Pattensen) ins Rennen um den Präsidentenposten.

Peter Hübner, November 2022

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